Sogenannte SUVs (Sports Utility Vehicle) sind auf Grundlage verfügbarer statistischer Daten nicht gefährlicher als andere Fahrzeugkategorien. Das ist das Ergebnis einer Auswertung dieser Daten durch die Unfallforschung der Björn Steiger Stiftung. Danach haben SUVs im Vergleich zum Fahrzeugbestand 3,4 Prozent weniger tödliche Unfälle verursacht, als es ihrem Bestand von 12,2 Prozent aller Fahrzeuge auf deutschen Straßen entspricht. Am schlechtesten schneiden in dieser Betrachtung Mittelklassefahrzeuge ab, die gut 2,9 Prozent mehr tödliche Unfälle verursacht haben, als es ihrem Bestand entspricht. In absoluten Zahlen waren dies 113 tödliche Unfälle im Vergleich zu insgesamt 1282 tödlichen Unfällen, zu denen das Fahrzeugsegment bekannt war. Bei allen Unfällen mit Personenschaden sind die Werte ähnlich: Hier liegen SUVs rund 2,6 Prozent unter dem nach ihrem Bestand erwartbaren Wert.
Siegfried Brockmann, Unfallforscher der Björn Steiger Stiftung, zeigte sich nicht überrascht: „Grundsätzlich beeinflussen viele Parameter die reale Verletzungsgefahr. Eine hohe Front ist nicht unbedingt gefährlicher als eine kurze Front bei einem Kleinwagen.“ Von großer Bedeutung für die Verletzungsschwere sei die Wahrscheinlichkeit des Kopfaufpralls am Scheibenrahmen, da dies das härteste Teil am Fahrzeug sei. Gar nicht vorherzusehen sei der sogenannte Sekundäraufprall, also die Kollision mit einem Hindernis oder der Fahrbahnoberfläche. Brockmann verwies dazu auf die Formel der kinetischen Energie. Neben der Masse gehe hier die Geschwindigkeit zum Quadrat ein. „Ein zu schneller Kleinwagen kann in der gleichen Konstellation erheblich gefährlicher sein als ein korrekt fahrendes SUV“, so Brockmann.
Deshalb sei die Benutzerzusammensetzung der Fahrzeuge wichtig. Auch hier liefere die Statistikauswertung Hinweise: Während SUVs insgesamt am seltensten von allen Pkw-Kategorien den Unfall selbst verursacht haben, an dem sie beteiligt waren, schnellt der Wert bei über 65-Jährigen auf den zweithöchsten Wert deutlich in die Höhe.
Auch bei den Delikten zeigt sich, dass eher defensive Fahrer SUVs benutzen: Abstandsverstöße als Unfallursache sind deutlich seltener als bei allen Kategorien zusammen. „Offenbar kompensieren die bisherigen Nutzer das durch die Masse grundsätzlich höhere Risiko der SUVs,“ so Brockmann. Mit zunehmender Beliebtheit müsse das aber kritisch beobachtet werden.
Der Unfallforscher bezog sich auch auf die Limitierungen der Auswertung: Besser wäre eine Betrachtung auf Basis der Fahrleistung, diese sei aber aktuell nicht verfügbar. Allerdings sei es auch nicht wahrscheinlich, dass Fahrzeuge ab der Mittelklasse wesentlich andere Kilometerleistungen als SUVs haben sollten. Beeinflusst werde der Befund auch dadurch, dass die Verletzungsschwere im SUV geringer sein könnte. Wenn sie außerhalb des SUV aber, wie vielfach unterstellt, deutlich höher wäre, würde dieser Effekt mindestens kompensiert. „Unter dem Strich mag es Platzverbrauchs- und Klimaschutzgründe geben, dem SUV kritisch gegenüberzustehen, aber aus Sicherheitsgesichtspunkten liefern zumindest die verfügbaren Daten keinen besonders kritischen Punkt,“ betonte Brockmann.
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