Björn Steiger Stiftung und Lions Club übergeben Laien-Defibrillatoren und Schulungsmaterial für Pforzheimer Schüler

15. Dezember 2021

Im Flur der Schule liegt eine bewusstlose Person. Was ist jetzt zu tun? Losrennen und Hilfe holen, den Notruf wählen? Oder doch lieber selbst helfen? Und wenn ja, was davon kommt zuerst? Eine Situation, die man nicht erleben möchte und die dennoch leider nicht unwahrscheinlich ist. Denn nach wie vor gehört der plötzliche Herztod zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland – über 100.000 Menschen sterben daran jedes Jahr. Häufig, weil ihnen entweder zu spät oder gar nicht geholfen wird, aus Unsicherheit oder der Angst, etwas falsch zu machen.

Dabei kommt es gerade auf die ersten Minuten an. Denn das Zeitfenster beträgt nur drei bis fünf Minuten, bis das Gehirn ohne ausreichende Sauerstoffzufuhr irreparabel geschädigt werden kann. Da der Rettungsdienst im Schnitt rund acht bis zwölf Minuten benötigt, kommt es also auf die Ersthilfe vor Ort an. Wenn sofort mit einer Herzdruckmassage begonnen wird, liegen die Überlebenschancen des Patienten bei über 50 Prozent. Mit jeder Minute, in der nichts unternommen wird, sinken sie hingegen jeweils um 10 Prozent.

Entwickelt für Ersthelfer ohne medizinische Vorkenntnisse

Damit auch Schüler im Notfall wissen, was zu tun ist, hat die Björn Steiger Stiftung 2009 die Initiative „Retten macht Schule“ aus der Taufe gehoben, für die die Pakete entwickelt wurden. Sie enthalten je einen Übungs-Defibrillator, einen echten Defibrillator, Schulungsmaterial sowie 15 Übungspuppen. Zunächst wird das Lehrerkollegium von einem Dozenten der Stiftung geschult. Die Schulung ist jedoch so angelegt, dass die Lehrkräfte anschließend die erlernten Handgriffe selbstständig an ihre Schüler weitergeben können. Schon ab einem Alter von zwölf Jahren können auch Jugendliche den Automatisierten Externen Defibrillator (kurz AED) sicher und gefahrlos bedienen und damit auch Erwachsenen das Leben retten. Das Gerät ist speziell für Ersthelfer ohne medizinische Vorkenntnisse konzipiert worden. Es misst alle zwei Minuten automatisch die Herzfrequenz und führt die Helfer mithilfe von Abbildungen und per Sprachfunktion durch die Wiederbelebungsmaßnahme.

Künftig werden nun am Kepler-Gymnasium Schüler ab Klassenstufe 8 in Biologie in Ersthilfe und in der richtigen Anwendung des AED-Gerätes ausgebildet. Möglich gemacht haben dies der Lions Club Pforzheim Johannes Reuchlin, seine Jugendorganisation, die LEOs Pforzheim Goldstadt, sowie der Förderverein des Kepler-Gymnasiums, die sich die Finanzierung des Paktes geteilt haben. Past-Distrikt-Governor Thomas Paulus vom Lions Club konnte mit Hans-Joachim Hägele außerdem noch einen privaten Spender gewinnen, der ein Viertel der Kosten übernommen hat. Der besondere Hintergrund in diesem Fall: Hägele hat einst selbst das Kepler-Gymnasium absolviert.

„Retten macht Schule“ in Pforzheim

„Das ist eine Spende, die Leben rettet!“, sagte Schulleiterin Heike Reifurth bei der Übergabe. „Die Schulgemeinschaft des Kepler-Gymnasiums bedankt sich bei den Lions und den Leos, die dieses Projekt initiiert und gefördert haben. Ein weiterer Dank geht auch an unseren Förderverein und an den ehemaligen Keplerianer Herrn Hans-Joachim Hägele. Natürlich hoffe ich, dass der Defibrillator nie zum Einsatz kommen muss. Aber ich bin froh, dass unsere Schülerschaft und das Kollegium nun gerüstet sind und im Notfall sofort helfen können."

Seitdem die ersten AED-Geräte 1977 auf den Markt kamen, setzt sich die Björn Steiger Stiftung für die flächendeckende Verbreitung dieser Defibrillatoren ein, die überall im öffentlichen Raum so selbstverständlich sein sollten wie Feuerlöscher. Die Stiftung fordert, dass Wiederbelebungsunterricht bundesweit an allen Schulen spätestens ab der 7. Klasse Pflicht wird, so wie es der Deutsche Rat für Wiederbelebung in seiner Petition #ichrettedeinleben formuliert hat. Über 60.000 Unterschriften sind dafür bereits zusammengekommen.

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