Am 11.2. wird im Rahmen des Tags des Europäischen Notrufs auf die europaweite Verfügbarkeit der 112 aufmerksam gemacht. Die Björn Steiger Stiftung war Initiator der ersten flächendeckenden Notrufnummer 110/112 in Deutschland. Auch die bundesweite Organisations-Struktur des heutigen deutschen Notrufsystems geht auf das „Rettungsdienstmodell Rems-Murr“ der Stiftung zurück. Allerdings gibt es auch heute 38 Jahre nach Einführung des deutschen Notrufsystems noch viele Dinge, die es in Deutschland zu verbessern gilt. Die Leitstellen-Organisation und Technik anderer europäischer Länder ist deutlich moderner als die der Deutschen.
Deutsche Notrufzentralen können beispielsweise keine Daten untereinander austauschen, da die Systeme nicht einheitlich und damit nicht kompatibel sind. Notrufe via SMS, sehr hilfreich für Gehörlose, können in Deutschland ebenfalls nicht an die Notrufzentralen abgesetzt werden. Ein Handy-Notrufender, der seinen Standort nicht nennen kann, muss sich bei einem GPS-fähigen Handy selbst bemühen eine Applikation zur Standort-übertragung an die Notrufzentrale zu installieren. Bei Großschadenslagen sind die deutschen Notrufzentralen oft in kürzester Zeit überlastet, da es keinen Überlauf und keine Entlastung durch andere Notrufzentralen aufgrund mangelnder Vernetzung gibt.
Eine Mehrsprachigkeit für ausländische Mitbürger und Touristen ist außer in grenznahen Gebieten ebenfalls nicht oder kaum gegeben. Nicht einmal die englische Sprache ist in allen deutschen Notrufzentralen rund um die Uhr gewährleistet. Ebenso wenig gibt es überall telefonische Anweisungen zur Anleitung von Erste-Hilfe-Maßnahmen zum Beispiel zur Durchführung einer Herz-Lungen-Wiederbelebung.
Ein gutes Vorbild ist Tschechien mit modernen vernetzten Leitstellen, die im Katastrophenfall alle gleichzeitig Notrufe entgegennehmen, die Rettungskräfte disponieren und steuern können. Dortige Notrufzentralen halten sieben und tagsüber bis zu 18 Fremdsprachen vor. In Großbritannien antworten Leitstellen-Disponenten aktuell sogar in 78 Fremdsprachen rund um die Uhr. Im Nachbarland Luxemburg ist der SMS-Notruf möglich und in den meisten europäischen Notrufzentralen werden dem Anrufer Maßnahmen zur Ersten Hilfe durch qualifiziertes Personal mitgeteilt. Das alles verbessert die Qualität der Notfallrettung erheblich.
Es gibt viel zu verbessern, aber in einem Thema sind wir unseren Nachbarländern voraus: Die in Deutschland immer wieder diskutierten sogenannten Hilfsfristen, also die Zeit zwischen der Notrufannahme und dem Eintreffen des Rettungsdienstes vor Ort, werden nach deutschem Recht in vielen Regionen nicht eingehalten. Dies wird oft kritisiert, vor allem in Hinblick auf die unterschiedlichen Bundesländer-Regelungen, die einen Vergleich der Hilfsfristen in Deutschland erschweren.
Im europäischen Vergleich jedoch sind die deutschen Hilfsfristen die kürzesten. So muss in Deutschland nach durchschnittlich 15 Minuten nach Notrufeingang in 95% der Fälle der Rettungsdienst am Unfallort sein. In der Schweiz sind es 35 Minuten in 70% und in Norwegen 40 Minuten in 75% der Fälle.
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