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Luise Bähr im Interview

Die Bergretter

„VOM SCHNELLEN HANDELN HÄNGT LEBEN AB“

Frau Bähr, in einem Interview haben Sie vor kurzem gesagt, dass Sie durch Ihre Rolle bei ‚Die Bergretter‘ sehr viel medizinisches Wissen erlangt hätten und im Notfall auch helfen könnten. Wäre so ein möglicher Notfall auch ein Herz-Kreislauf-Stillstand? Wüssten Sie hier, was zu tun ist?
Ich spiele nun seit 10 Jahren die Notärztin Katharina Strasser und habe etliche fiktive Einsätze erlebt. Als Vorbereitung auf die Rolle habe ich mich intensiv mit den Aufgaben einer Notärztin auseinandergesetzt, um sie so authentisch wie möglich darzustellen. Am Set begleitet uns auch immer ein medizinischer Berater, um die Vorgänge realistisch wirken zu lassen. Daher wüsste ich, was zu tun ist. Dabei ist mir natürlich bewusst, dass ich keine echte Ärztin bin, aber das Erste Hilfe ABC ist mir absolut geläufig und durch die häufige Praxis ist die Hemmschwelle einzugreifen nicht mehr existent. Nur meinen Notfallrucksack mit Defibrillator hätte ich im echten Leben nicht zur Hand, würde aber natürlich eine manuelle Herzdruckmassage machen. Ein Defibrillator ist in Betrieben und öffentlichen Gebäuden keine Pflicht, aber oft vorhanden! Also Augen offen halten, denn jede Sekunde zählt.
Viele Menschen haben das letzte Mal vor der Führerscheinprüfung einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert. Für wie wichtig halten Sie es, dass die Bevölkerung breitflächig in Erste Hilfe-Maßnahmen geschult wird?
In einem Notfall ist man verpflichtet zu helfen und bei den meisten ist der letzte Erste-Hilfe-Kurs eine Weile her. Hand aufs Herz: Wissen sie noch, wie die stabile Seitenlage korrekt geht, oder was bei einer Reanimation zu tun ist? Eine regelmäßige Auffrischung halte ich für sinnvoll, da dadurch auch die Hemmschwelle zu helfen sinkt. Und keiner weiß, wann man sich in einer solchen Situation wiederfindet.
Wie sollten solche Schulungen aussehen, was halten Sie an medizinischem Wissen für (sehr) wichtig?
Nicht jeder hat das Bewusstsein oder die Zeit, deshalb fände ich es toll, dass zum Beispiel Arbeitgeber ihren Angestellten eine solche Schulung ermöglichen. Der reguläre Erste-Hilfe-Kurs beinhaltet die wichtigsten zu ergreifenden Maßnahmen in einem Notfall und bereitet einen darauf vor, in einer Stresssituation ruhig zu bleiben. Denn nur mit einem kühlen Kopf lassen sich die gelernten Techniken auch umsetzen. Man erhält das Vertrauen und die Sicherheit, im richtigen Moment das Richtige zu tun.
Eine wichtige Initiative der Björn Steiger Stiftung nennt sich ‚Herzsicher in der Schule‘. Hierbei werden Lehrkräfte in Herzdruckmassage unter Zuhilfenahme eines AED geschult, diese geben ihr Wissen anschließend an ihre Siebtklässler weiter. Finden Sie solche Schulungsmaßnahmen wichtig? Weshalb?
Das finde ich richtig gut. Auch Kinder können in die Situation geraten helfen zu müssen und jeder weiß, wie schrecklich es ist, hilflos zu sein. Das medizinische Wissen gibt einem Selbstvertrauen und man ist weniger machtlos. Auch die Fähigkeit in solchen Situationen Hilfe zu holen und die Notfallnummern parat zu haben, halte ich für äußerst wichtig.
Würden Sie es befürworten, dass genau dieses Thema als Pflicht-Baustein im Schulunterricht verankert wird, wie es in manchen Bundesländern diskutiert wird?
Absolut! Es wäre toll, Erste Hilfe und ein kleines medizinisches Wissen im Lehrplan wieder zu finden. Auch Sozialkompetenz, der bewusste Umgang miteinander, mentale und physische Gesundheit sowie Ernährung halte ich für wichtige Punkte, die ich gerne vermehrt im Unterricht sehen würde.
Viele Menschen haben genau davor Angst: im Notfall aktiv zu werden und Erste Hilfe zu leisten, wenn es sein muss, auch mit einer Herzdruckmassage (weil sie Angst davor haben, etwas falsch zu machen). Für wie wichtig halten Sie es, dass Menschen ihre Hemmungen diesbezüglich ablegen und wirklich eingreifen?
Das halte ich für absolut wichtig, da von schnellem Handeln und Eingreifen oft Leben abhängt. Die ersten Minuten in einem Notfall sind meist die entscheidenden. Ersthelfer haben dadurch eine besonders wichtige Rolle, bevor der Notarzt eintrifft.
Hatten Sie selbst in Ihrem privaten Umfeld schon einmal einen Notfall oder die Erfahrung, dass Sie eingreifen mussten?
Einen lebensbedrohlichen Notfall kenne ich nur vom Film und habe ich zum Glück noch nie live erlebt. Aber durch meine Rolle als Notärztin fühle ich mich sofort angesprochen, wann immer etwas passiert. Sei es bei einer Ohnmacht, Verbrennungen, Stürzen auf der Piste oder gequetschten Zehen.Der Alltag hält immer eine Aufgabe bereit. Und es ist ein schönes Gefühl zu helfen, egal in welcher Lebenslage!

ZUR PERSON Luise Bähr

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