Es ist der Nachmittag des 3. Mai 1969. Der acht Jahre alte Björn Steiger aus Winnenden (Rems-Murr-Kreis) ist gemeinsam mit seinem Freund auf dem Nachhauseweg vom örtlichen Schwimmbad. Beide schieben ihre Fahrräder und möchten gerade die Fahrbahn überqueren, als sich ein VW Käfer nähert. Offenbar ist die Sicht des Fahrers wegen eines Blütenstaubfilms auf der Windschutzscheibe stark eingeschränkt, und so passiert das fast Unvermeidliche: Der Wagen erfasst Björn ungebremst und schleudert ihn zu Boden.
Sofort sind die ersten Passanten zur Stelle, um zu helfen – auch Björns Vater Siegfried eilt aus dem nahegelegenen Wohnhaus der Familie herbei. Schnell wird per Festnetz ein Krankenwagen um Hilfe gerufen – doch es ist das Jahr 1969 und so dauert es fast eine Stunde, bis die Rettungskräfte eintreffen – mit einem Einsatzwagen ohne Sauerstoffgerät an Bord. Als der Junge schließlich im Krankenhaus ankommt, ist er tot; verstorben nicht an seinen Knochenbrüchen, sondern an einem vermeidbaren Schock.
Björns Tod soll nicht sinnlos gewesen sein
Für seine Eltern Ute und Siegfried Steiger bricht eine Welt zusammen; doch sie verharren nicht in ihrer Trauer, sondern erkennen und beschließen, dass sich im deutschen Rettungswesen dringend etwas ändern muss. „Wir haben in der Nacht nach dem Unfall nicht geschlafen und uns überlegt: Wie kann so etwas passieren? Und meine Frau sagte zu mir: Warum haben wir eigentlich seither nichts gemacht? Jetzt wissen wir ja, was wir tun müssen. Björns Tod war Pech – aber wir würden uns doch riesige Vorwürfe machen, wenn so etwas nun auch unserer Tochter passieren würde“, erinnerte sich Siegfried Steiger (✝️2022) an jene Nacht.
Und so beschließen sie, sich für die Verbesserung der deutschen Notfallhilfe einzusetzen und gründen gemeinsam mit sieben Freunden der Familie am 7. Juli 1969 die Björn Steiger Stiftung als gemeinnützigen Verein.
Unterstützung aus der Politik erhalten sie keine, allerdings setzt sich eine prominente Fürsprecherin für die Steigers ein und vermittelt ihnen wichtige Kontakte zu den Bundesministern: Hilda Heinemann, die Frau des damaligen Bundespräsidenten. Zuvor hatte Ute Steiger die Präsidentengattin in einem persönlichen Brief angeschrieben: „Als ich neben meinem sterbenden Sohn kniete, habe ich ihm versprochen, wenigstens anderen Menschen zu helfen. (…) Ich bitte Sie, mir zu helfen, dass der Tod meines Sohnes nicht sinnlos war.“
Stiftungsarbeit als Lebensaufgabe
Zwei Jahre hatten Ute und Siegfried Steiger sich ursprünglich als Zeitrahmen für ihre Stiftungsarbeit vorgenommen. Damals konnte noch niemand ahnen, dass die Björn Steiger Stiftung zu ihrer Lebensaufgabe und der ihrer Nachfahren werden sollte.
„Meine Eltern haben die Stiftung gegründet, weil mein älterer Bruder Opfer eines mangelhaften Rettungswesens wurde“, sagt der heutige Stiftungspräsident, Pierre-Enric Steiger. Ihr Ziel sei es, zu verhindern, dass sich solch eine Geschichte wiederholt. Durch ihren unerlässlichen Einsatz wurden Millionen Menschenleben gerettet. „Wir tragen diese Mission weiter: Als Anwältin des Notfallpatienten setzt sich die Stiftung für eine funktionierende Notfallhilfe ein, die jedem die Hilfe ermöglicht, die er oder sie benötigt", so Steiger.
Der Einsatz und das Engagement der Björn Steiger Stiftung für die Gesellschaft sind seit Jahrzehnten unermüdlich und beispiellos. Millionen von Menschen verdanken der Stiftung ihr Leben - eine Tatsache, die nicht nur die Tragweite ihrer Arbeit verdeutlicht, sondern auch den unbezahlbaren Wert des Rettungswesens und der Notfallversorgung für unsere Gesellschaft unterstreicht.
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