Der Journalistenpreis der Björn Steiger Stiftung geht 2019 an die Kieler Nachrichten. Hauptautor Hans-Jürgen Schekahn und weitere sieben Kolleginnen und Kollegen (Julia Carstens, Christin Jahns, Frida Kammerer, Steffen Mehrens, Imke Schröder, Florian Sötje und Niklas Wieczorek) wurden für ihre Multimedia-Reportage „Mein Einsatz – Wie ein Tag ein Leben verändert“ ausgezeichnet. Der 2018 veröffentlichte Beitrag porträtiert Lebensretter wie Feuerwehrleute, Polizisten und Rettungsschwimmer der Region. Dabei zeichnet er nicht nur den Alltag der Retter, sondern auch für sie einschneidende Erlebnisse nach. Karten, Grafiken, Videos und historische Fotos vertiefen die Geschichte. Der Vorsitzende der Jury, Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Kubicki, und Pierre-Enric Steiger, Präsident der Björn Steiger Stiftung, überreichten den Preis im Rahmen des von der Björn Steiger Stiftung ausgerichteten Fachkongresses „Wege zum Rettungsdienst der Zukunft“ in Berlin.
„Der Beitrag der Kieler Nachrichten taucht auf außergewöhnliche Art und Weise in die Lebenswelt von Lebensrettern ein“, würdigte Kubicki den Gewinnerbeitrag. Er schaffe es, den Leser emotional zu packen – unter anderem auch dadurch, dass es um die Menschen hinter den Rettern gehe, mit all ihrer Tatkraft, ihrem Mut, aber auch mit den Ungewissheiten, denen sie sich täglich stellen müssen. „Rettungsdienst steht hier für etwas Größeres“, so Kubicki. „Er steht als Beispiel für eine Gesellschaft, die ohne Solidarität und Mitmenschlichkeit nicht funktioniert.“
Neben den Kieler Nachrichten wurde auch der Südwestrundfunk (SWR) für ein journalistisches Themenpaket gewürdigt. Birgit Borsutzky, Nico Heiliger, Dr. Patrick Hünerfeld, Ulrich Lang und Johannes Schmid-Johannsen (Recherche) sowie Holger Schmidt und Martin Schneider (Redaktion) wurden für ihr 2018 veröffentlichtes Rechercheprojekt „Hilfe im Notfall“ mit dem Sonderpreis der Björn Steiger Stiftung geehrt. Das Projekt fußt auf einer Langzeitbeobachtung zur Funktionsfähigkeit des Rettungsdienstes in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Hierfür wurden in mehreren Wellen Einsatzdaten für jede der 3.400 Gemeinden der beiden Länder gesammelt. Heraus kam eine deutliche, strukturell bedingte rettungsdienstliche Unterversorgung in einem Bereich, in dem es um Menschenleben geht. Der SWR griff das Thema in verschiedenen Fernseh- und Radioformaten sowie im Internet und auf Social-Media-Kanälen auf. Schließlich mussten Politik und Verbände reagieren. Es folgten unter anderem Diskussionsrunden, Landtagsdebatten und Ankündigungen für Gesetzesänderungen.
Der Juryvorsitzende Kubicki hob bei seiner Laudatio den enormen Rechercheaufwand, um solch ein Projekt zu realisieren, hervor. Darüber hinaus betonte er, wie wichtig solch eine in die Tiefe gehende Berichterstattung sei, um Veränderungen zu bewirken. „Damit es zu Verbesserungen kommt, müssen Missstände ans Tageslicht gebracht werden“, sagte Kubicki. „Manchmal geht das nur mit Durchhaltevermögen und Hartnäckigkeit. Der SWR hat dies im prämierten Beitrag auf vorbildliche Art und Weise demonstriert.“
Die Björn Steiger Stiftung hat in ihrem 50. Bestehensjahr zum ersten Mal einen Journalistenpreis vergeben. Denn nach Ansicht der Stiftung verdienen und erfordern die Themen Rettungsdienst und Notfallhilfe mehr gesellschaftliche Sichtbarkeit. „Medien sind dabei unverzichtbar, da sie den vielen Fragen rund um die Zukunft des Rettungsdienstes in der gesellschaftlichen Wahrnehmung den angemessenen Stellenwert geben können“, betonte Pierre-Enric Steiger bei der Preisverleihung. Journalisten berichteten kritisch und könnten auf Sachverhalte schauen, die der breiten Bevölkerung bisweilen verborgen bleiben. Er kündigte an, dass die Stiftung in Zukunft alle zwei Jahre einen Medienpreis vergeben will.
Die Björn Steiger Stiftung konnte sich bei ihrem ersten Journalistenpreis auf eine hochkarätig besetzte Jury verlassen. Neben dem Vorsitzenden Wolfgang Kubicki gehörten Dr. Melanie Amann (Leiterin des SPIEGEL-Hauptstadtbüros), Corinna Budras (Mitglied der Wirtschaftsredaktion der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung) Schauspielerin Kristin Meyer, Dr. Hendrik Wieduwilt (Wirtschaftskorrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung) und Stiftungspräsident Pierre-Enric Steiger dazu.
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